Das 1496 geweihte Friedhofheiligtum enthält den grössten im Kanton Zug erhaltenen spätgotischen Freskenzyklus. Auf der Rückwand findet sich die eindrückliche, monumentale Figur des hl. Michael als Seelenwäger.
Warum ist in dieser Kapelle neben dem hl. Oswald auch der hl. Konrad dargestellt?
- Zu finden sind die beiden Heiligen an der rechten Wand ganz beim Eingang (Bild): Zu erkennen ist der als jugendlicher König dargestellte hl. Oswald am Becher und der Martyrerpalme, der hl. Konrad erscheint als Bischof mit Kelch und Spinne.
- Der hl. Oswald ist der Patron von Zug, der hl. Konrad der Patron des Bistums Konstanz. Zu diesem gehörte bis zu seiner Auflösung 1821 der Kanton Zug sowie grosse Teile der Schweiz.
Die beiden grossen, ursprünglich offenen Rundbogenfenster in der West- und Südwand ermöglichten einst den Einblick auf die Gebeine der Toten, die bis 1865 an der fensterlosen Nordwand aufgeschichtet waren. Die übrigen Innenwände sind ganz mit Fresken (Wandmalereien) aus der Bauzeit bedeckt. Neben der monumentalen Figur des Hl. Michael an der Westwand finden sich fast lebensgrosse, ganzfigurige Darstellungen von Heiligen und Nothelfern, darunter die Patrone von Zug (hl. Oswald), Einsiedeln (hl. Meinrad) und des Bistums Konstanz (hl. Konrad), zu dem das ganze Zugerland damals gehörte. Die meisten von Ihnen sind leicht an ihren Attributen zu erkennen. An der Nordwand beeindruckt die grosse Gruppe des Gekreuzigten mit Maria und Johannes. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und hing ursprünglich im Chorbogen der alten Kirche.
- Zur seltenen Darstellung von Jesus als Keltertreter links neben der Kreuzigungsgruppe.
- Einst gehörte zu jeder Pfarrkirche mit Friedhof auch ein Beinhaus. Im Kanton Zug sind besonders viele davon erhalten geblieben: Etwa in Baar, in Menzingen, Neuheim, Risch, Steinhausen, in Zug bei St. Oswald und im Friedhof St. Michael.
- 1496, als dieses Beinhaus erbaut wurde, erstellte der Züricher Stadtarzt Conrad Türst die erste Karte der Schweiz.
Geschichten
Bildergalerie
Grosser Freskenzyklus im kleinen Beinhaus
Ein überlebensgrosser Michael in Ritter-rüstung wägt die Seelen und mahnt so zum guten, gottgefälligen Leben.
Inhalte ansehenFilm
Himmel und Hölle - aufrüttelnde Bildtafel im Beinhaus
Ein Gemälde als drastischer 'Spiegel der Erkenntnis', der vor dem Fegefeuer und ewiger Verdammnis bewahren will.
Inhalte ansehenStandort
Beinhaus St. Michael
Alosenstrasse 2
6315 Oberägeri
Weiterführende Informationen
Literatur
- Josef Grünenfelder, Oberägeri. Pfarrkirche - Beinhaus - Pfrund-haus, Bern 1992; Schweizerische Kunstführer, Serie 52, Nr. 512. (Bestellen)
- Josef Grünenfelder, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, NA I, Basel 1999, S. 279-282.
- Regula Odermatt-Bürgi, Das "Speculum Rationis" aus dem Bein-haus von Oberägeri, in: Zuger Kunstgesellschaft (Hrg.),
Unterwegs. Religion in Kunst und Brauchtum, Katalog Kunsthaus Zug 1984, o. S.
Für Schulen
- Unterrichtsmaterial als PDF herunterladen
Weblinks
- Pfarrei St. Peter und Paul
- Neue Zuger Zeitung, Hingeschaut: Andreas Faessler, Zwei Raritäten im Beinhaus