«Mager wie der Ägeri-Heiland» war früher eine Redensart, die sich wohl auf die Skulptur des ausgemergelten Gekreuzigten aus dem 13. Jahrhundert bezog.
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert nahm die
Bevölkerungszahl von Unterägeri schnell und stark zu. 1853 beschloss man, von
einer Vergrösserung der alten Marienkirche abzusehen und einen Neubau zu
erstellen. Beauftragt wurde der Zürcher Architekt Ferdinand Stadler, nach
dessen Plänen etwa auch die reformierte Elisabethenkirche in Basel oder die Synagoge in Lengnau
erbaut wurden. Die 1860 eingeweihte, imposante neugotische Kirche steht auf einer künstlich angelegten und ummauerten Terrasse mit repräsentativem Aufstieg. Ebenfalls von Stadler stammt die Reformierte Kirche Baar.
Das Innere, das anlässlich einer ersten Gesamtrenovation um 1900 noch reicher und farbiger ausgestaltete wurde als es ursprünglich war, präsentiert sich heute dank der Restaurierung von 1965 schlicht, beinahe nüchtern. Die neugotische Ausstattung wurde gänzlich entfernt und durch eine klassisch-moderne ersetzt. Heute sind es die farbig leuchtenden Chorfenster von Hans Schilter, die den Raum prägen. Thematisch stellen sie den Kreuzestod Jesu und seine Auferstehung ins Zentrum und setzen diese zu Szenen des Alten und des Neuen Testaments (linkes und rechtes Fenster) in Beziehung.
Lediglich als Kopie ist das bedeutendste Ausstattungsstück der Kirche über dem rechten Seitenaltar zu sehen; das wertvolle Original befindet sich seit einigen Jahres im Museum Burg Zug: Die ausdrucksstarke Skulptur des Gekreuzigten (auf ergänztem Astkreuz) datiert aus dem späten 13. Jahrhundert, aus der Blütezeit der mittelalterlichen Mystik.
- Heilige Familie: Heiligenlexikon / Wikipedia
- Aus der alten Marienkirche stammt die Königsmonstranz. Deren spannende Geschichte hören Sie hier.
Geschichten
Bildergalerie
neugotisch, aber klassich modern
Durch zwei grosse Renovationen, um 1900 und 1965, wurde die neugotische Kirche dem je aktuellen Zeitgeschmack angepasst.
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Leuchtende Heilsgeschichte
Im heute schlichten Kirchenraum bilden die drei hohen Chorfenster von Hans Schilter den einzigen farbigen Schwerpunkt.
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Der Kreuzweg von August Bläsi
Die 14 ziegelfarbenen Kreuzwegstationen bilden optisch ein Band, das den hallen-artigen Kirchenraum einfasst.
Inhalte ansehenStandort
Pfarrkirche Heilige Familie
Zugerstrasse 8A,
6314 Unterägeri
Weiterführende Informationen
Literatur
- Urspeter Schelbert: Ein Wahrzeichen erzählt. 150 Jahre Pfarrkirche Unterägeri, hrsg.: Katholische Kirchgemeinde Unterägeri, 2010.
- Josef Grünenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe Bd. I, Basel 1999, S.326-338.
- Urspeter Schelbert: Eine Pfarrei erzählt. 300 Jahre Pfarrei Unterägeri, hrsg.: Katholische Kirchgemeinde Unterägeri, 2014.